Michael Nothdurfter gehört wohl zu den spannendsten Persönlichkeiten der bolivianischen Geschichte: als Jesuit war er 1982 als Missionar nach Bolivien gekommen. Über die Ideen der Befreiungstheologie (ich habe mir fest vorgenommen, in Zukunft mal einen Beitrag darüber zu posten) findet er jedoch zum Marxismus und wird Guerillero. So verübt er einige Anschläge, bis er 1990 den Chef von Coca Cola Bolivien entführt. Bei einer spektakuläeren Befreiungsaktion stirbt er schließlich am 5. Dezember 1990 im Kugelhagel.

Der ORF bringt nun in Kürze die vielgelobte Dokumentation „Der Pfad des Kriegers“ (Regie: Andreas Pichler) über Michael Nothdurfter. Laut einer Rezension auf Spiegel-Online versucht der Film dabei den Bogen etwas weiter zu spannen. Es geht um die Parallelen zum bewaffneten Islamismus und auch zur RAF in Deutschland:

Unter bestimmten psychosozialen Voraussetzungen, so die Botschaft im Film, lässt sich eben nicht nur der Koran, sondern auch die Bibel als Aufruf zur Bewaffnung lesen. Jesus erlangt nach dieser Interpretation den Status eines Revolutionärs; der ähnlich ikonografisch strahlende Che Guevara war sozusagen Christus‘ säkularisiertes Ebenbild.
Die Bibel und der bewaffnete Widerstand – gehen sie wirklich so leicht zusammen? Unweigerlich fällt einem die christliche Sozialisation von RAF-Mitgliedern wie Ulrike Meinhof und Gudrun Ensslin ein, wie sie ihre frühe Kritik an den Verhältnissen aus ihrem christlichen Weltbild ableiteten.

Eine sicherlich sehenswerte Dokumentation für alle, die im Süden Deutschlands wohnen oder den Österreichischen Rundfunk anderweitig empfangen können.

ORF2: 17.03.2009, 22.30 Uhr,
Kreuz und Quer: Der Pfad des Kriegers.