Vorgestern veröffentlichte das Außenministerium der USA, das US Department of State, ihren zweibändigen Jahresbericht 2009 über den weltweiten Drogenhandel. Drogen! Bei diesem Thema herrschen zwischen Bolivien und den USA seit längerem schwere Verstimmungen:

Die USA zählt zu den Weltmeistern in der Nachfrage nach Drogen. Um das Problem in den Griff zu bekommen, versucht man v.a. außer Landes die Produktion der Drogen zu verhindern und Handelsrouten zu zerstören (also das Angebot an Drogen zu reduzieren). So auch in Bolivien: hier war eine gute Zeit lang die US-Drogenpolizei Drug Enforcement Administration (DEA) aktiv, unterstützte die Zerstörung von Anbauflächen für Coca und versuchte Geldwäsche zu unterbinden.

Ohne hier auf die Coca / Kokain-Problematik eingehen zu wollen (das hebe ich mir für einen späteren Post auf), ist mit Evo Morales eine neue Richtung in der bolivianischen Drogenpolitik eingeschlagen worden. Evo Morales, der sich gerne selbst zum ehemaligen Coca-Bauern stilisiert, unterstützt nach eigenem Bekunden zwar den Kampf gegen die Drogen (auch gegen Kokain-Produktion), aber für ihn ist Coca eine traditionelle Pflanze mit hohem Kulturwert für Bolivien. Er spricht sich daher für eine legale Nutzung der Coca-Blätter aus. Evo Morales setzt sich sogar dafür ein, dass die Koka-Pflanze von der UNO-Drogenliste gestrichen wird (die weltweit Grundlage für internationale Drogenpolitik ist).

Am 15. September 2008 äußert George W. Bush, dass Bolivien mit der Drogenpolitik nachweislich versagt habe („failed demonstrably“), worauf Evo Morales zum 1. November 2008 die Arbeit der DEA in Bolivien suspendiert. Damit war ein (vorläufiger?) Höhepunkt im Konflikt um den Cocaanbau in Bolivien erreicht.

In dem aktuellen Drogenbericht der USA wird der bolivianischen Regierung (im Bericht als GOB – Government of Bolivia abgekürzt) nun also vorgeworfen, dass sie mit ihrer Pro-Coca-Politik auch den Drogenhandel begünstigt:

The GOB’s pro-coca policies have enabled drug trafficking organizations to become well entrenched in the country and another major blow to Bolivia’s anti-money laundering regime is the expulsion of U.S. Drug Enforcement Administration (DEA) agents from the country in November 2008.

Daher wird grundsätzlich die zukünftige Zusammenarbeit mit den USA in der Drogenbekämpfung in Frage gestellt:

The GOB’s decisions to expel the U.S. Ambassador in September and all Drug Enforcement Administration (DEA) personnel in November, based on false accusations of conspiracy – seriously damaged counternarcotics cooperation, and call into question whether the GOB
will continue any bilateral efforts with the United States in this area.

Soweit die bilateralen Beziehungen zwischen USA und Bolivien in der Drogenbekämpfung. Mehr muss man dazu wohl nicht sagen…

… möchte man meinen: Denn heute lese ich eine Meldung von der Russischen Nachrichtenagentur RIA Nowosti, nach der sich Russland in (und vor allem gemeinsam mit) Bolivien gegen den Drogenhandel engagieren möchte: Russlands Hubschrauber helfen Bolivien im Kampf gegen Drogenhandel. Daran, so finde ich, lässt sich allerdings so einiges über die internationalen Beziehungen ablesen!