Das Projekt Sariry hat sich in den letzten Wochen in eine Baustelle verwandelt und alle Leute in Tilata helfen fleißig mit: mit vereinten Kräften werden zwei neue Räume gebaut. Heute möchten wir darstellen, was da genau geschieht, wie es zu der Baustelle kam und welche Unterstützung noch benötigt wird. In guter alter Manier als Antworten auf die wichtigsten Fragen…

Das Projekt Sariry in Tilata
Sariry in Tilata: seit 2003 findet hier die Projektarbeit statt

Woher kommt das Geld für den Bau?

In Kanda gibt es seit einiger Zeit die Initiative Bolivian Kids. Während hier vormals mehrere unterschiedliche Projekte nach dem Prinzip der „Gießkanne“ unterstützt wurden, gab es im letzten Jahr eine Konzentrierung der Aktivitäten auf Sariry. Das brachte zwar (zur großen Freude) eine überdeutliche Aufstockung im Etat mit sich – aber noch niemand mag so recht daran glauben (und schon garnicht damit rechnen), dass das Geld in diesem Umfang auch in der Zukunft zur Verfügung stehen wird.

Das letzte Jahr 2008 konnte in Bolivien so mit einem dicken Plus von rund 2.800 USD abgeschlossen werden. Doch steht dieses Geld auch in Zukunft zur Verfügung? Sollte man mit dem Geld einen zusätzlichen Lehrer einstellen? Und was, wenn die Unterstützung im nächsten Jahr geringer ausfällt? Mit regelmäßigen Einnahmen kann man laufende Ausgaben decken – einmalige Einnahmen nimmt man dagegen am besten für einmalige Projekte her. Und einen großen Anwärter für solch ein „einmaliges Projekt“ hatten wir schon lange: vor allem der Bau von neuen Räumlichkeiten war zunehmend notwendiger geworden!

Warum ist der Anbau notwendig geworden?

Dafür gibt es vor allem zwei Gründe: Der erste Grund  hat etwas mit der erfolgreichen Arbeit von Sariry und dem Bevölkerungswachstum in Tilata zu tun. Seit den Anfängen von Sariry kamen immer mehr Kinder und Jugendliche ins Projekt. Gleichzeitig wurde das Inventar immer größer: es gibt nun Computer, Musikinstrumente und vieles mehr. Das hat zu immer größeren Kapazitätsproblemen geführt: die Klassenzimmer sind für die vielen Kinder zu klein geworden. Der Computerraum ist zur Zeit provisorisch im Büro und Lehrerzimmer untergebracht. Für die Musikproben gibt es keinen noch geeigneten Raum, in dem nicht alle anderen Klassen gestört würden. Im Ergebnis wirken die fehlenden Räume wie eine Bremse für das Wachstum im Projekt.

Der zweite wichtige Grund hat dagegen etwas mit den strategischen Zielen von Sariry zu tun: Sariry heißt „Gemeinsam nach vorne gehen!“ – und dieses „gemeinsam“ bezieht sich auf die Kinder und Eltern. Nur wenn die Kinder ganztags betreut werden, können die Eltern einer Vollzeitbeschäftigung nachgehen – und nur wenn die Eltern dabei genug Geld verdienen, können die Kinder wirklich vor Kinderarbeit geschützt werden und in die Schule gehen. Daher hatten wir in unseren Zielen immer Kinder und Erwachsene gleichermaßen im Auge: Ganztagsbetreuung und Bildung für die Kinder; Arbeitsbeschaffung und Erwachsenenbildung für die Eltern.

Ein wesentlicher Schwerpunkt liegt dabei auf den Kindern: als schwächste Mitglieder der Gemeinschaft ist ihre Entwicklung besonders schützenswert. Daran wird sich auch in Zukunft sicherlich nichts ändern. Nun soll aber verstärkt auch die Arbeit mit den Erwachsenen verfolgt werden, da nur so die nachhaltige Entwicklung des Projekts funktionieren kann. Und in einem ersten Schritt braucht es dafür einfach einen eigenen Raum, der den Anforderungen aus der Erwachsenenbildung genügt.

Zivi David bei der feierlichen Grundsteinlegung
Zivi David bei der feierlichen Grundsteinlegung

Was soll in den neuen Räumlichkeiten passieren?

Es sollen zunächst nur zwei Räume im Erdgeschoss gebaut werden. Allerdings wird die Statik bereits darauf ausgelegt, dass man in der Zukunft vielleicht einmal mit einer weiteren Etage aufstocken kann.

Von diesen beiden Räumen soll ein Raum für die Kinder- und Jugendarbeit hergenommen werden. Hier könnten vielleicht zunächst die Computer einen eigenen Raum bekommen. Möglich wäre aber auch, dass dort die Instrumente untergebracht werden. Die Überlegungen, wie dieses Zimmer konkret genutzt wird, sind allerdings noch ein wenig offen.

Recht bestimmt lässt sich dagegen sagen, was mit dem zweiten Raum geschehen soll. Hier soll eine Werkstatt für die Erwachsenenbildung eingerichtet werden. Da vor allem die Mütter in Sariry Hilfe suchen, ist das Angebot im Schwerpunkt zunächst auf typische „Frauenarbeit“ ausgerichtet: geplant ist eine Textilwerkstatt mt mehreren Nähmaschinen. Auf diese Weise könnten die Menschen von Tilata in Sariry eine Ausbildung zum Näher machen und so ihre Chancen auf dem Arbeitsmarkt verbessern. Vielleicht kann durch die Werkstatt gleichzeitig eine kleine Einnahmequelle für Sariry geschaffen werden, die hilft, dass sich das Projekt eines Tages selbst tragen kann.

Welche weiteren Vorteile bringt der Neubau?

Wie schon vor sechs Jahren lassen wir die Arbeiten weitmöglichst unentgeltlich von den Menschen aus Tilata erledigen, um einen Beitrag der Bevölkerung einzufordern: Sariry ist ein Projekt zur Selbsthilfe von den Menschen aus Tilata für die Menschen aus Tilata. Wir haben mit diesem Konzept, einen Eigenbeitrag einzufordern, gute Erfahrungen gemacht: viele der Familien, die damals beim Aufbau der Schule geholfen haben, engagieren sich noch aktiv und fühlen sich dabei nicht als Bittsteller sondern als konstruktiven Teil des Projekts. Der Neubau stärkt also das Geminschaftsgefühl im Projekt.

Natürlich können wir nicht alle Arbeiten von Laien erledigen lassen. In diesem Fall versuchen wir ortsansässige Facharbeiter zu beschäftigen und auch die Materialien möglichst vor Ort zu kaufen. Das hat positive Effekte auf die Wirtschaftslage in Tilata: den Familien wird eine Beschäftigung und ein Einkommen gegeben. Insbesondere jetzt, wo die wirtschaftliche Lage unsicher ist, setzt das positive Akzente in Tilata.

Stehen bereits ausreichend Mittel zur Verfügung?

Leider nein! Mit den 2.800 USD aus dem letzten Jahr konnte der Bau nur begonnen werden. Es war aber wichtig, das Geld sofort in die Materialien zu investieren, da eine  Inflationsrate von zuletzt über 10% die Preise in Bolivien immer weiter in die Höhe treibt. Daher war es am besten, das Geld nicht zu sparen, sondern zeitnah (mit noch niedrigeren Preisen) zu investieren. Für die Fertigstellung des Gebäudes inklusive Einrichtung werden aber wohl trotzdem noch rund 8.000 USD notwendig sein. Bis die notwendigen Mittel beisammen sind, bleiben die neuen Klassenzimmer als Rohbau stehen und können nicht benutzt werden.

Wir brauchen wieder Ihre Unterstützung! Mit jedem zusätzlichen Euro, der nach Bolivien geht, kann auf der Baustelle weitergearbeitet werden. Geben Sie den Menschen von Tilata eine Perspektive. Alle Möglichkeiten, wie Sie uns unterstützen können, finden Sie auf unserer Homepage. Dankeschön!