Manchmal stelle ich mir vor, dass die Tagesschau live aus der bolivianischen Finanzmetropole von den Märkten berichtet – vielleicht sogar, dass der US-Dollar zum Boliviano als internationaler Leitwährung deutlich an Wert verloren hat. Der bolivianische Präsident tritt dann vor die Kamera und fordert die USA dazu auf, sich endlich den Vorschlägen des Internationalen Währungsfonds und der Weltbank zu beugen, um weiterhin mit der bolivianischen Unterstützung in Wirtschaftsfragen rechnen zu können. Alles unrealistisch?

Nicht ganz! Im 17. Jahrhundert war das bolivianische Potosí mit seinen 150.000 Einwohnern eine der größten Städte und durch die weltgrößten Silbervorkommen eine der wichtigsten Wirtschaftsstandorte weltweit. Nur wenig ist von diesem Reichtum heute noch zu sehen: als spanische Kolonie blieb nur wenig des großen Reichtums im Land, die krassen Ungleichheiten zwischen Minenbesitzern und -arbeitern bestehen bis heute fort, die Stadt hat an weltweiter Bedeutung verloren. Hätte nicht alles ganz anders laufen können?

Phoenix zeigt eine Reportage über diese faszinierende Stadt – ihre Ursprünge und ihre Widersprüche. Der große Reichtum von einst wurde vielen zum Fluch, das harte Schicksal der Mineros ist Material für Legenden und Mythen. Viel Spaß bei dieser spannenden Dokumentation!

phoenix: 18.08., 14:30 Uhr
Potosi – Das Silber des Teufels

P.S.: Zufällig war vergangene Woche ein lesenswerter Artikel auf spiegel.de, der sich mit dem lateinamerikanischen Schicksal durch den Rohstoffreichtum zwischen Segen und Fluch beschäftigt: „Die erste Globalisierung. Der Fluch des Silbers“. In dem Artikel spielt – wie könnte es anders sein – Potosí eine wichtige Rolle.